Mehrweg
Im deutschen Mehrweg-System gibt es mittlerweile 1.500 verschiedene Sorten von Flaschen und 3.000 verschiedene Kästen.1 Diese Individualflaschen müssen leer zurück zum ursprünglichen Getränkeabfüller gebracht werden und nicht zum nächstgelegenen wie bei den Poolflaschen. Dadurch kommt es zu weiteren Transportentfernungen für das Leergut, mehr Fehlflaschen und unter dem Strich zu deutlich weniger Umläufen – mit negativen Auswirkungen für die CO2-Bilanz. Mehr Mehrweg ist daher keineswegs per se umweltfreundlicher. In einem über alle Gebinde ökologisch vorteilhaften Gesamtsystem braucht es daher verschiedene Getränkeverpackungen – je nach Lebensmittel, Nutzung und Transportentfernung.
Mehrweg ist ökologisch und betriebswirtschaftlich nur sinnvoll, wenn die Flaschen maximal 200 Kilometer vom Abfüller zum Handel und zurück transportiert werden.2 Daher braucht ein ökologisch vorteilhaftes Gesamtsystem neben regionalem Mehrweg auch die Getränkedose. Sie benötigt deutlich weniger Transportvolumen, schont dadurch die Umwelt und muss anders als individuelle Mehrwegflaschen nicht per LKW zurück zum Abfüller transportiert werden – das spart fossile Kraftstoffe und versursacht weniger CO2-Emissionen. Ein Beispiel:
Ein LKW fasst beim Weg in den Handel fast doppelt so viele 0,5-Liter-Dosen wie 0,5-Liter-Mehrwegglasflaschen. Mit Mehrwegflaschen gefüllt muss ein LKW also mindestens zweimal so häufig fahren, um die gleich Menge Getränke zu transportieren, die in eine LKW-Ladung Getränkedosen passt. Beim Rücktransport benötigen die leeren Glasflaschen exakt die gleiche Zahl von Lastwagen. Die leeren Dosen passen verpresst in den Kofferraum eines VW Polos.
Mit einem LKW (40 Tonnen) können 22.464 Liter Bier in Getränkedosen transportiert werden:

Die leer gepressten Dosen passen in einen VW Touran
Mit einem LKW (40 Tonnen) können 20.736 Liter Bier in PET-Einwegflaschen transportiert werden:

Die geschredderten PET-Einwegflaschen passen in einen Pickup
Mit einem LKW (40 Tonnen) können 11.600 Liter Bier in Glas-Mehrwegflaschen transportiert werden:

Die leeren Flaschen und Kästen müssen wieder mit einem LKW (40 Tonnen) zurückgefahren werden
Der Vergleich: Wir bestellen 10.000 Liter Energiedrink, abgefüllt in Dosen, PET-Flaschen und Mehrweg-Glasflaschen…

Die vollen 0,5l Dosen füllen einen 7,5t LKW

Die leeren Dosen passen verpresst in den Kofferraum eines VW Polo


Die vollen 0,5l Plastikflaschen füllen zwei 7,5t LKW

Die leeren Plastikflaschen passen verpresst auf einen Pickup


Die vollen 0,5l Mehrwegflaschen füllen zwei 7,5t LKW

Die leeren Glasflaschen benötigen exakt die gleiche Zahl von Lastwagen

Mehr individuelle Mehrwegflaschen bedeuten also weniger Umweltfreundlichkeit.
Obwohl die Zahl der so genannten individuellen Flaschen mit weiten Transportwegen kontinuierlich steigt, fordern z.B. Bündnis 90/Grünen noch immer eine verbindliche Mehrweg-Quote von 70 Prozent oder sogar 80 Prozent. Die Folgen:
Es müssten 9,7 Milliarden Liter Getränke auf Mehrweg umgestellt werden. Damit drohen weitere 700.000 km täglich für LKW-Fahrten mit leeren Flaschen. Ganz zu schweigen davon, dass völlig offen ist, welche Art von Mehrweg dann eingeführt würde – der Trend geht schließlich zur Individualflasche.
Dies jedenfalls müsste in einer neuen Ökobilanz für Getränkeverpackungen berücksichtigt werden. Dazu geht die Deutsche Umwelthilfe von viel zu hohen Wiederbefüllungen (= Umlaufraten) aus.
Die Studien, auf die sich die Befürworter der Mehrwegquote berufen, sind zwischen 18 und 25 Jahre alt.
Daher: Weniger LKW-Verkehr und mehr Umweltschutz gibt es nur in einem sinnvollen ökologischen Gesamtsystem aus Getränkedose (für lichtempfindliche Getränke, weitere Entfernungen), Mehrweg in Standardflaschen (regional) und PET-Einweg.