Wie ein schwedisches Start-up gegen ein europaweites Vorurteil kämpft

Philip Marthinsen hat 2021 mit einer Gruppe Freunde das schwedische Startup Djuce gegründet. Die bunten Alu-Dosen mit auffälligen Kunstwerken finden sich seitdem in immer mehr Ländern. Das Ziel der Schweden: guten Wein anbieten und dabei die Umwelt schützen. Im Interview mit Recyclingmeister erklärt der Gründer, was es damit auf sich hat.

Philip, Schweden ist nicht wirklich für seinen Wein bekannt. Wie seid ihr darauf gekommen, Wein in Dosen abzufüllen?

Craft Beer ist in Schweden wirklich eine große Sache und wird überwiegend in Dosen abgefüllt. Als wir Djuce gründeten, fiel unsere Wahl aber schnell auf Wein. Im Vorfeld waren wir auf zwei Werte aufmerksam geworden. Zum einen fanden wir heraus, dass Verpackung und Transport bei der Ökologie von Wein die größten Einflussfaktoren sind. Zum anderen, dass wir 79% CO2 einsparen können, wenn wir statt in einer Glasflasche in Dosen abfüllen.

Warum die Dose und keine andere Verpackung?

Die Dose hat verschiedene Vorteile, der Wichtigste ist sicherlich der Einfluss auf die Umwelt. Dosen sind einfach und effektiv zu recyceln. Der Transport ist super leicht, das wirkt sich positiv auf den CO2-Ausstoß aus.

Allerdings eröffnet die Dose auch neue Arten, Wein zu trinken. Eine Dose kann man überall hin mitnehmen, auf eine Wanderung, auf ein Boot oder zum Picknick. Und nicht immer muss man eine ganze Flasche trinken. In gewisser Weise kann man sagen: „Drink less, drink better“. Man bekommt bessere Qualität, in kleinerer Abfüllung.

Euer Wein kommt in besonders kunstvoll gestalteten Aludosen – welche Rolle spielt das Design für euch?

Wir wussten, dass Leute skeptisch sind, was Wein in der Dose betrifft und daher das Design sehr wichtig ist. Design ist eine Möglichkeit, Leute emotional zu erreichen. Die Dose lässt sich zum einen rundum bedrucken und das Material – also Aluminium – ist Teil unserer ökologischen Botschaft. Unsere leere Dose ist kein Abfall, sondern das Aluminium wird fast zu 100 Prozent recycelt und geht zurück in den Kreislauf. Deutschland ist in dieser Hinsicht sehr weit vorn in Europa. Der dritte Part sind die Kunstwerke. Jede Dose ist ein individuelles Kunstwerk. Dafür haben wir mit Künstlern rund um den Globus zusammengearbeitet. Unser Sortiment bildet also eine Art Galerie.

Was für Wein füllt ihr ab?

Wir haben sechs verschiedene Weine aus unterschiedlichen Regionen im Sortiment und kooperieren mit kleinen Weingütern und nicht mit großen industriellen. Die Weine sind nicht „Premium Premium“, aber es fließt viel Handwerkskunst hinein. Wir glauben, dass es solche Weine braucht, um die Leute von Wein in Dosen zu überzeugen. 

Wie denken die Schweden über Wein in der Getränkedose? Gibt es Vorbehalte?

Es gibt Studien, die zeigen, dass die meisten Leute denken, Glasflaschen seien die nachhaltigste Verpackung. Ein Vorurteil, das in ganz Europa dominiert. Tatsächlich ist das Gegenteil richtig. Dosen sind die umweltfreundlichere Verpackung für Wein. In unseren Dosen haben wir sogar einen Rezyklatanteil von 60% und die Zahlen steigen natürlich immer weiter.