Die „Food Fahnder“ im Faktencheck

*Bildquelle Screenshot: Die Food Fahnder, 30.05.2022, „Ekel Eistee: So Dirty ist DirTea von Shirin David | Food Fahnder“, You Tube: https://www.youtube.com/watch?v=bEZmocQSOQQ

Falsche Behauptungen über die Getränkedose

Mit den „Food Fahndern“ startet das ZDF ein vermeintliches „Recherche-Format“ auf YouTube. Anspruch soll es sein, für eine junge Zielgruppe Produkte auf „Hype und Nieren“ zu prüfen, so die Kanalinfo. Flo, Lilly und Cathi sind in ihrem ersten Beitrag über Rapperin und Influencerin Shirin David auf der Spur eines Skandals – und erliegen in ihrem Bericht über den „DirTea“-Eistee 20 Jahre alten Vorurteilen und falschen Behauptungen. Ein Faktencheck:   

Wie nachhaltig ist die Dose?

Dass die Ökologie der Getränkeverpackungen komplexer ist als eine Unterscheidung in Gut und Böse, versucht die Geschäftsführerin des deutschen Verpackungsinstituts darzustellen und wird vom Redakteur als „Lobbyvertreterin“ diskreditiert. Dem gegenüber stellt er dann die simple Einordnung der Deutschen Umwelthilfe, die selbst eine Lobbyorganisation ist – nur eben für die Initiative Mehrweg. Wenig überraschend daher das Urteil der DUH, das man übersetzen könnte in „Dose doof, Mehrweg toll.“ Doch so einfach ist die Welt leider nicht.

Was ist dran an den Behauptungen der Food Fahnder und der DUH?

Behauptung Thomas Fischer von der DUH: „Getränkedosen und Einwegglas sind die mit Abstand unökologischsten Getränkeverpackungen“

Fakt ist: Mehrweggebinde sind nicht immer ökologischer: Eine Bierflasche im Individualgebinde wird beispielsweise im Schnitt rund 210 Kilometer weiter transportiert als das gleiche Bier in der Getränkedose (Quelle: GVM/UBA). Zudem ist die Dose der Recyclingmeister unter den Getränkeverpackungen – denn 99,3 Prozent aller Getränkedosen kommen in den Kreislauf zurück. Die Weiterverarbeitung von dem recyceltem Aluminium verbraucht 95% weniger Energie als die Herstellung von Primäraluminium – denn einmal im Aluminium gespeichert, bleibt die Energie wie in einem Tresor enthalten.

Im Vergleich dazu sind bei 0,75l Flaschen nur 65% Recyclingmaterial im Einsatz. Die hohe Recyclingquote von 99,3 Prozent führt übrigens auch dazu, dass die Litteringquote von Dosen in Deutschland mit 0,03% minimal ist.

Besonders ärgerlich: Eine aktuelle Ökobilanz über alle Getränkeverpackungen kann seit Jahren nicht erstellt werden, weil u.a. die DUH dies ablehnt. Die Hersteller der Getränkedosen setzen sich bereits seit zwei Jahren dafür ein.

Behauptung Thomas Fischer: „Mehrwegflaschen aus Glas können bis zu 50 mal oder sogar mehr wiederverwendet werden.“

Fakt ist: Die 50 Umläufe bei Mehrweg sind eine theoretische Zahl – werden aber bei individuellen Mehrwegflaschen (die inzwischen fast 50% der Mehrwegausmachen) fast nie erreicht. Eine Deloitte-Studie von 2013 stellt sogar fest, dass die Umlaufzahlen von Individualflaschen von 4 (ohne Tausch) bis 23 (mit Tausch) variieren. Weniger Abfall im Vergleich zu Einweg entsteht durch Mehrweg aber erst, wenn die Umlaufzahl mindestens bei 30 liegt (Quelle: UBA/GVM).

Behauptung Thomas Fischer: „Der Schmelzpunkt von Aluminium liegt bei 660 Grad. Und auch das Recycling frisst viel Energie“

Fakt ist: Die Temperaturen beim Schmelzen von Glas liegen mit 1300 bis 1600 Grad weit über dem von Aluminium. Beide Materialien sind aber permanent recyclebar und benötigen im Recycling wesentlich weniger Energie als in der Primärherstellung (siehe Ausführung zur Behauptung 1).

Behauptung der „Food-Fahnderin Cathi“: „Wäre es Shirin um eine umweltfreundliche Verpackung gegangen, hätte Sie eine andere wählen müssen.“

Fakt ist: Ein Wasser aus der Region in einer Standardpoolflasche ist sehr umweltfreundlich – nicht aber ein Wasser aus Deutschland oder gar aus Italien in der Designflasche, dass durch ganz Deutschland oder Europa zum Verbraucher transportiert wird und im besten Fall dann wieder den Rückweg zum ursprünglichen Abfüller antreten muss. Und schwere Glasflaschen sind nicht für jeden Nutzen die ökologischste Wahl, bspw. wenn es um den bundesweiten oder internationalen Versand geht. Bei langen Transportwegen ist das Gewicht für die Ökologie einer Getränkeverpackung entscheidend. Mit einem Verhältnis von 97% Inhalt zu 3% Verpackung und einem sehr geringem Gewicht von 12,2 Gramm (0,33l Dose) und dem quasi geschlossenen Kreislauf, hat die Getränkedose für den Nutzen von Shirin David ökologische Vorteile, die andere Gebinde nicht haben.

Auch Dr. Bernhard Bauske vom WWF riet von einem Schwarz-Weiß-Denken in der Einweg-Mehrweg-Debatte ab und sagte beim Coca Cola Real Talk: “Wenn ich Mehrwegverpackungen habe, die ich lange mit warmem Wasser und Chemikalien ausspülen muss, ist es vielleicht besser Einweg zu nehmen, das besser recyclebar ist.“

Fazit zu der Sendung „Die Food Fahnder“

Das ZDF lobt auf seiner Website das „Zwei-Quellen-Prinzip“ aus, dass eine einseitige Berichterstattung und die Meldung falscher Behauptungen unterbinden soll. Dass das allein kein Gütesiegel für einen journalistischen Beitrag ist, demonstrieren die „Food-Fahnder“ und führen die Zuschauer in die Irre. Um die Frage der Nachhaltigkeit der Getränkedose zu klären, wäre ein differenzierter Blick nötig gewesen.